Besiedlung
Um 233 n.Chr. verdrängen die Alamannen die Römer aus Südwestdeutschland. Einzelne Heerführer verschiedener germanischer Stämme aus dem weiten Gebiet zwischen unterer Elbe und Böhmen sammelten Gefolgschaften um sich. Durch ständige Überfälle und Raubzüge bedrängten sie die Römer und stießen aus dem Norden kommend bis über die Alpen in römisches Gebiet vor. In den Jahren 259 - 260 n.Chr. gab Rom endgültig den obergermanischen Limes als Grenzbefestigung auf und verlegte die Grenze an Rhein, Bodensee, Iller und Donau (den „nassen Limes“). Dies bedeutete das Ende der Römerherrschaft in Oberschwaben.
Nach 260 werden die meisten römischen Städte und Gutshöfe (villae rusticae) in Südwestdeutschland von den Römern verlassen oder zerstört. Erst ab 350 n.Chr. besiedeln die germanische Gruppen die Region. Nicht die Bodenqualität oder das Klima sind Ausschlag gebend für die Wahl eines neuen Siedlungsstandortes, sondern die Orientierung an der römischen Infrastruktur. Landwirtschaftlichen Feldfluren und offene Flächen um die verlassenen Kastelle sind bereits durch Rodungen und Straßen erschlossen und werden deshalb bevorzugt aufgesucht.
Nach zahlreichen Siedlungsgründungen ist das Dekumatland (agri decumates, das Land zwischen Rhein, Donau und dem obergermanisch-rätischen Limes) im 5. Jh. n. Chr. weiträumig, aber dünn besiedelt. In den neuen Siedlungsgebieten entstand aus diesem bunten Stammesgemisch die Alamannia, die auch die nördliche Schweiz, Teile des Elsaß und Vorarlberg umfasste. Die Fähigkeit, immer neue Siedlergruppen zu integrieren, bleibt lange kennzeichnend für die Alamannen.
Um das Jahr 500 n. Chr. geraten die Alamannen in direkte Konfrontation mit dem expandierenden Frankenreich. Nach der Schlacht bei Zülpich 496/97 n. Chr. fallen die Alamannen unter fränkische Oberhoheit. Eine Fluchtwelle aus den nördlichen Stammesgebieten setzt ein und führt zur Gründung zahlreicher Siedlungen und Reihengräberfelder im Süden Alamanniens. Zehn Jahre später dringen die Franken unter Chlodwig in alamannisches Kernland ein. Die Zerstörung von Höhensiedlungen (u. a. Runder Berg, Zähringer Burgberg) wird mit diesen Ereignissen in Verbindung gebracht.
Im Laufe des 6.Jh. kommt es zu einer starken Bevölkerungszunahme mit Gründung zahlreicher Ortschaften (Namensendungen auf -ingen und -heim). Im 7. Jh. erfolgt ein weiterer Landesausbau auch in ungünstigere Gebiete mit weiteren Neugründungen (Endungen auf -hofen, -hausen, -stetten, im 8.Jh. -weiler). Viele der alamannischen Dörfer sind der Ausgangspunkt für heutige Ortschaften.
Höhensiedlungen
Neben verstreuten Gehöften und Weilern gibt es auch Bevölkerungskonzentrationen in befestigten Höhensiedlungen. Mittlerweile sind schon über 60 Fundplätze des 4. und 5. Jh.s n. Chr. auf der Schwäbischen Alb, im Hegau und am Bodensee, seltener am Westrand des Schwarzwaldes und am Main bekannt. Nur zehn davon konnten aber bislang durch systematische archäologische Untersuchungen als Siedelplätze bestätigt werden (Fingerlin 1997, Hoeper 1998). Am besten untersucht sind der Runde Berg bei Bad Urach, der Zähringer Burgberg bei Freiburg und der Geißkopf bei Offenburg.
M.S.