Bewaffnung der Alamannen
Die grundlegende Bewaffnung der Alamannen waren nach archäologischen Funden und literarischen Quellen Speer, Schild und Messer.
Damit unterscheidet sie sich nicht wesentlich von der der früheren Germanen. Durch den intensiven Kontakt zum römischen Reich ist aber davon auszugehen, dass viel römische Ausstattung in der Alamannia Verwendung fand. Ein Großteil der römischen Legionäre, die 200 n. Chr. am Limes stationiert waren, rekrutierte sich aus Germanen. Ein deutliches Zeichen dafür sind unter anderem die vielen, in germanischen Gräbern aus dem 3. – 5. Jahrhundert gefundenen römischen Militärgürtel.
Es ist wahrscheinlich, dass „Heimkehrer“ aus römischen Diensten auch ihre römischen Schwerter mitnahmen. Tatsächlich erscheinen lange zweischneidige Schwerter als Grabbeigabe der Spätantike bei den Alamannen besonders häufig – möglicherweise verfügte dieser Stamm tatsächlich über besonders viele Schwertträger. Trotz allem war das Schwert auch bei den Alamannen sicher Statussymbol und nicht Standard. Untersuchungen an frühmittelalterlichen Klingen zeigten die extrem hohe Qualität auch aus „heimischer“ Produktion.
Aus Beschreibungen der Schlacht von Straßburg (358 n. Chr.) geht hervor, dass die Alamannen die römischen Streitkräfte anfänglich mit Unmengen von Pfeilen beschossen hatten. Damit ist belegt, dass Pfeil und Bogen ein wichtiges Element der Kriegsführung waren – ein Unterschied zur germanischen Kampfweise bis zum 3.Jh., die den Bogen nur als „Kinderkram“ bzw. Jagdgerät betrachtete. Auch viele der gefundenen Pfeilspitzen sind klar für den militärischen Einsatz und nicht für die Jagd gedacht.
Ab Mitte des 5. Jh. finden sich die ersten Saxe in alamannischen Gräbern. Diese großen einschneidigen Hiebmesser kamen wohl über den Kontakt mit östlichen Reitervölker wie Hunnen und Awaren in den germanischen Bereich. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Sax immer länger und breiter. Saxbeigaben sind in Gräbern sehr viel häufiger zu finden als das Langschwert (Spatha). Vermutlich waren Saxe aufgrund ihrer kürzeren und kompakten Form einfacher herzustellen und haben sich so als Schwert des „kleinen Mannes“ verbreitet. In Spathagräbern ist allerdings üblicherweise noch zusätzlich ein Sax enthalten, was die Waffe als allgemeines Gebrauchsobjekt ohne besonderen Statuswert kennzeichnet.
Funde auf dem Zähringer Burgberg, einer alamannischen Höhenfestung, belegen die Verbreitung von Wurfäxten schon bei den spätantiken Alamannen, allerdings nur bei besser ausgestatteten Gräbern. Die Franziska, eine charakteristische Waffe der Franken, war also bei den Alamannen bekannt, aber wohl eher eine elitäre Ausstattung für die Oberschicht. Ähnliches gilt für den Ango, einen pilumartigen schweren Wurfspieß, der wohl ebenfalls von den Franken übernommen war und nur in Gräbern mit besonders reicher Ausstattung zu finden ist.
Eine Axt als Werkzeug war sicherlich in jedem alamannischen Haushalt zu finden, eine Verwendung als improvisierte Waffe deshalb naheliegend. Trotzdem waren Äxte als Nahkampfwaffen erst recht spät im Frühmittelalter zu finden, in der Form der langstieligen Hammerknaufaxt, einer Reiterwaffe.
Noch viel seltener als ein Schwert sind Kettenhemd und Helm zu finden. Diese waren vermutlich echte Kostbarkeiten und dem Adel und eventuell seinem direkten Gefolge vorbehalten. Möglicherweise fand in spätantiker Zeit noch römische Kriegsbeute Verwendung, später wurden diese Ausrüstungsstücke überwiegend aus dem fränkischen Gallien oder dem langobardischen Norditalien bezogen. Auch Stücke, die typisch awarisch erscheinen, tauchen in alamanischen Gräbern hin und wieder auf.
Der Schild stellte für die meisten Alamannen die einzige Defensivbewaffnung dar. Ab dem 3. Jh. n. Chr. war er wohl fast ausschließlich rund und mit einem Durchmesser von 80-110 cm sehr groß. Der Großteil der gefundenen Schildplanken aus Holz lässt erkennen, dass sie anfänglich flach und erst später öfter auch gewölbt waren. Die gewölbten Schilde sind stabiler und führiger im Einsatz.
Aufgebaut waren die Schilden aus Holzplanken (meist leichte Hölzer wie Linde oder Pappel), die noch mit Leder (Rohhaut) oder Leinen mit Knochenleim überzogen wurden.
Der Schild wurde mittig mit einer Hand gehalten, ein Unterarmriemen war nicht üblich. Der Handgriff wurde durch einen metallenen Schildbuckel geschützt. Zeitweise besaßen sie dornartige Spitzen, die den Schild zu einer wirksamen Stoßwaffe machten – Caesar beschreibt einen solchen Einsatz durch seine germanischen Hilfstruppen bei seiner Britannienexpedition. Da Schilde aus Gewichtsgründen eher leicht gebaut waren, mussten sie nach einem „harten Einsatz“ sicherlich immer ersetzt oder repariert werden.
Ich habe mich hier bemüht, eine kompakte Übersicht über die Bewaffnung der Alamannen zu erstellen. Das ist gerade für die Spätantike problematisch, weil es nur wenige Funde aus dieser Zeit gibt. Bei Rekonstruktionen sind also Interpolationen und Kombinationen aus unterschiedlichen Vorlagen notwendig. Manches Detail ist fast schon spekulativ.
S.B. - Stephan Bernau / Teutomar von den Ask