Ernährung & Viehzucht

  • Beim Kochen
  • Speisen
  • Speisen
  • Herdfeuer
  • Eintopf
  • Hlorridi
  • Arbogast beim Essen
  • Holzbecher und -Teller (Kirsche)
  • Alamannische Feldflasche im Bau
  • Alamannische Feldflasche aus Lindenholz, wie Grab 58 Oberflacht

Ernährung

Zunächst sollte man vielleicht sagen, was die Alamannen nicht aßen: Kartoffeln, Tomaten, Paprika und Mais gab es in Europa erst seit der Entdeckung Amerikas. Auch viele weitere Pflanzen, die uns heute selbstverständlich erscheinen, wurden erst im Laufe der Zeit in Mitteleuropa eingeführt, z.B. von den Römern.

Die Alamannen haben viel Getreide gegessen, vor allem Gerste, Einkorn und Dinkel, in der Merowingerzeit (6.-8. Jh.) auch viel Nacktweizen, Roggen und Hafer. Getreide wurde hauptsächlich in Form von Brei, Grütze oder Suppe gegessen, seltener als gebackenes Brot. Außerdem aßen sie viel Linsen, Erbsen und Bohnen. Leinsamen lieferten Öl und sammelten viele Wildpflanzen, wie Beeren, Früchte, Pilze und Nüsse.

Die Alamannen übernahmen viele Gartenpflanzen von den Römern, wie Dill, Koriander, Mangold, Bohnenkraut, Petersilie, Senf, Kohl und weitere Gewürze. Ebenso Obst wie Kirschen, Pflaumen, Kornellkirschen, Weintrauben und Feigen. Sie aßen Fleisch von ihren Haustieren: hauptsächlich Rinder, Schweine, Schafe, vermutlich auch Ziegen. Seit den Römern auch Gans, Hausente und Hühner.

Aus der Milch von Kühen, Schafen und Ziegen machten man Käse, Dickmilch und Butter. Das Rindfleisch war vor allem in der Römerzeit (bis ca. 260) wichtig, seine Bedeutung nahm ab, die Bedeutung der Schweine als Schlachttiere nahm zu. Als Getränke gab es Bier, das damals ohne Hopfen gebraut wurde, und Wein. Es gab ein Starkbier mit Honig, also eine Art Honigbier oder Biermet, das auch bei religiösen Festen verwendet wurde. Außerdem trank man wahrscheinlich Milch, Molke und Wasser.

Viehzucht

Die Haustiere der Alamannen

Die Viehzucht war die wichtigste Quelle zur Fleischversorgung der Alamannen. Jagt spielte kaum eine Rolle, auch wenn es Funde von z.B. Wildschwein-, Rothirsch-, Bieber- und Braunbärknochen in alamannischen Siedlungen gibt, machen diese kaum mehr als 1% der gesamten Tierknochenfunde aus.

Da das Pferd, laut Knochenfunden, eine wirtschaftliche Nebenrolle spielte, war von den Haustieren das Rind das wichtigste, auch wenn es mit ca. 25% der Knochenreste nicht so häufig ist, wie der wichtigste Fleischlieferant, das Schwein (40% der Knochenreste). Ungefähr 20% der Knochen können Schafen oder Ziegen zugeordnet werden. Schafe waren bedeutender, weil sie leichter zu halten sind und weil sie zusätzlich Wolle liefern.

Mit über 5% der Knochenresten ist das Hausgeflügel relativ häufig für die damalige Zeit. Die Rinder sind seit ihrer Domestikation in der Jungsteinzeit allgemein immer kleiner geworden, erst die römische Züchtung erzielt eine Größenzunahme. Nach dem Rückzug der Römer aus Südwestdeutschland geht auch die Größe der hier verbreiteten Rinder wieder auf das Niveau vorrömischer Rinder zurück (von 1,30 bis 1,50m Widerristhöhe auf ca. 1m). Eine weitere Tendenz in der Viehzucht der Alamannen in der Völkerwanderungszeit ist die zunehmende Bevorzugen des Schweins als wichtigstes Haustier.

Von den Römern übernommen und dann weiter genutzt wurden Hausgans, -ente und -katze.

Haustiere als Grabbeigaben

Auch als Grabbeigaben waren Schweine und Hühner sehr beliebt. Letztere stellen 25% der tierischen Grabbeigaben, aber nur 4% bei den Tierknochenfunden aus der Siedlung. Zu beachten ist hierbei aber, dass Hühnerknochen in einem verfüllten Grab relativ geschützt sind und sich besser erhalten, während sie auf den Abfallhaufen einer Siedlung z.B. Hunde- und Schweineverbiss ausgesetzt sind und dort schwerer bis zur Einlagerung in den Untergrund überdauern. Aus einzelnen Gräbern des 7.Jh. sind Fragmente von Hühnereiern belegt. Überraschend ist, dass der Anteil von tierischen Speisebeigaben in Gräbern vom 6. zum 7. Jh. hin steigt.

Der Vergleich von Siedlung und Gräberfeld bezüglich der Tierknochen zeigt also, dass man von häufigen Beigaben nicht auf die Häufigkeit der Haustiere auf dem Hof schließen kann. Trotzdem ist bemerkenswert, dass zum 7. Jh. auch bei den Grabbeigaben das Rind an Popularität zu Gunsten des Schweins verliert.

Michael Seiz

Verwendete Literatur:

Kokabi, M. 1997. Fleisch für Lebende und Tote. In: Karlheinz Fuchs (Hg.), Die Alamannen, Begleitband zur Ausstellung „Die Alamannen“. Stuttgart: Theis. S. 331-336.

Kokabi, M. u. Rösch, M. 1991. Knochen und Pflanzenreste des frühen Mittelalters von Lauchheim, Ostalbkreis. In: Landesamt für Denkmalpflege (Hg.), Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1990. Stuttgart: Theis. 215-220.