Germanische Namensgebung
Unser heutiges System der Benennung durch Vor- und Nachname bildete sich erst ab dem Hochmittelalter heraus. Im 12. Jh. kamen beim Adel erste Familiennamen auf. In der frühen Neuzeit verselbstständigte sich dieses System auch in der Bevölkerung.
Die Angehörigen germanischer Stämme trugen nur einen Namen, der meist aus zwei Teilen zusammengesetzt war. Diese zweiteiligen Namen ergaben in ihrer Zusammensetzung einen Sinn und werden als dithematische Namen bezeichnet.
Zum Beispiel: Theoda-rich was im Volk mächtig bedeutet.
Die meisten germanischern Männernamen beinhalten einen Teil mit kriegerischer Bedeutung oder präsentieren den Mann als Krieger, Herrscher oder Angehörigen eines Stammes. Die Qualität des jeweiligen Namensträgers wird dabei zum Ausdruck gebracht.
Einzelkomponenten können zum Beispiel sein: Kampf (hadu, hiltja, gund), Waffen (brant -Schwert, rant -Schild, -helm), Tiere (-wolf, hraban -Rabe).
Germanische Namen wurden aber nicht willkürlich gewählt, sondern folgten Gesetzen. Binnenreim und Stabreim wurden genauso wie Vokale beim zweiten Namensglied gemieden. Namensbildungen wie hiltjaheid oder brantburg finden sich selten.
Vereinzelt tauchen auch eingliedrige, aber zweisilbige Namen auf (vgl.: Bruno ahd. brun - braun oder Franko - der Franke)
.
Später fing man an Namensteile ohne Bedeutung zu kombinieren. Die Zusammengehörigkeit der Namensträger wurde so zum Ausdruck gebracht.
Im ahd. Hildebrandslied ist Hiltibrant, Heribrantes sunu (Hildebrand, Heribrands Sohn) und Hadubrant Hildebrands Sohn. Damit wird die Familienzugehörigkeit dreier Generationen durch die Namensgebung veranschaulicht.
Als einer der reichsten namengeschichtlichen Quellen des frühen Mittelalters kann das älteste St. Galler Verbrüderungsbuch gesehen werden. In ihm finden sich viele zweigliedrige germanische Namen. (CPR)
St. Galler Verbrüderungsbuch
Das St. Galler Verbrüderungsbuch enthält Namenlisten von mit St. Gallen in Gebetsgemeinschaft verbundenen Klerikern. Es wurde kurz nach 800 angelegt und wird Stiftsarchiv St. Gallen aufbewahrt. (CPR)