Goldblattkreuze
Die Funde konzentrieren sich vor allem auf das langobardische (oberitalienische) und das alamannische Gebiet. Laut Helmut Roth (1) waren in den 70er Jahren etwa 240 Goldblattkreuze in Italien bekannt, nördlich der Alpen führt Günther Haseloff (2) etwa 40 Fundstücke an.
Die meisten Funde stammen aus der ersten Hälfte des siebten Jahrhunderts. Getragen wurden diese Kreuze nicht zu Lebzeiten, sondern lediglich als Totenschmuck. Die Menge des verwendeten Goldes wäre für eine Scheibenfibel ausreichend gewesen. Eine solche konnte sich aber höchstens 10 Prozent der damaligen Bevölkerung leisten, demzufolge stellt das Goldblattkreuz bei einer Bestattung keinen Maßstab für die Christianisierung, sondern für den Wohlstand dar. Die Modeln waren in der Regel nicht von vorneherein für diesen Zweck vorgesehen (3). Nach Foltz (4) waren die Modeln aus Bronze oder Elfenbein gefertigt, auch das sehr harte Buchsbaumholz wäre dazu in Frage gekommen. Abgepresst wurde das Model über einer harten Unterlage und unter einer Schutzschicht aus Blei, Pech oder Leder.
Die Kreuze waren in der Regel ohne Sorgfalt gearbeitet und mit einer Schere ausgeschnitten. Das Ausgangsmaterial war teilweise minderer Qualität (mit Kupfer oder Silber gestreckt), es kam darauf an, möglichst schnell einen Schmuck zu schaffen und nicht künstlerische Stücke gehobener Qualität herzustellen. Zum Teil sind die Kreuze gänzlich unverziert, teilweise in sogenannter Pressblechtechnik über Modeln abgeformt.
Hier verschmelzen heidnische Motive wie Flechtbandornamentik und Tierstil mit dem christlichen Symbol des Kreuzes. Als Beispiel kann das Wurmlinger Kreuz mit der menschlichen Maske und Adler- und Eberköpfen angeführt werden. Das Zentralfeld zwischen den Kreuzarmen zieren häufig Münzabdrücke oder Nachahmungen byzantinischer Kaisermünzen.
B.H.
Anmerkungen:
1. Helmut Roth: Die langobardischen Goldblattkreuze
2. Günther Haseloff: Zu den Goldblattkreuzen aus dem Raum nördlich der Alpen
3. Rainer Christlein: Der soziologische Hintergrund der Goldblattkreuze nördlich der Alpen
4. Ernst Foltz Technische Beobachtungen an Goldblattkreuzen