Handelsbeziehungen

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  • Handelsware in alamannischer Zeit
  • Handelsware in alamannischer Zeit
  • Handelsware in alamannischer Zeit

Laut Tacitus wurden von den Germanen hauptsächlich Holz, Pelze, Tierhäute, Frauenhaare, Bernstein, Honig und Sklaven im Austausch gegen Lebensmittel (Getreide und großes römisches Vieh), Schmuck, Geräten, Keramik (Terra sigillata), Waffen sowie Glas- und Metallgefäßen bezogen.

Bevor Cäsar Gallien unterwarf, prägten rheingermanische Stämme nach keltischem Vorbild eigene Münzen, danach kam die Münzprägung zum Erliegen. Trotz der zahlreichen Münzfunde auf germanischem Gebiet war die Geldwirtschaft vor allem auf den römisch-germanischen Grenzbereich beschränkt, die Münzen besaßen nur den Material- oder Schmuckwert (Schlette, Germanen S. 94).

Als Vorform des Geldes fungierte vermutlich Vieh wie sich aus dem germanischen Wort fehu = Vieh und Geld schließen lässt. Strafen, Mitgift und Schenkungen wurden in Vieh beziffert.

Während später im Frankenreich westlich des Rheins die römische Wirtschaftsweise mit Märkten und Münzgeld weiterlebte, beruhte im alamannischen Gebiet der Güterverkehr eher auf Tausch und Schenkungen.

Waren wurden zur Selbstversorgung oder für den regionalen Bedarf produziert, Luxusgüter entstammten dem überregionalen Fernhandel.

Typische Handelswaren:

  • Almandin

    War ein typisches Fernhandelsgut, benannt nach der kleinasiatischen Stadt Alabanda, stammte der rote Schmuckstein vor allem aus Indien und Ceylon und wurde in oströmischen Werkstätten gespalten, geschnitten und als Halbprodukt weitergegeben (Die Alamannen; Heiko Steuer S. 397).

  • Bernstein

    Der Name Bernstein kommt aus dem mittelniederdeutschen born-, barn oder bernsten was Brennstein bedeutet ( Im Bernsteinwald; Wichard, Weitschat). Die Griechen nannten ihn „Elektron“, was auf eine weitere Eigenschaft hindeutet: Echter Bernstein lädt sich elektrisch auf, wenn man ihn z.B. mit einem Wolltuch reibt. Die Römer nannten ihn „Glaesariae“, nach dem germanischen Wort glaesum = Glas oder "Sucinum" also Saftstein. Plinius der Ältere verweist in seinem Werk "Historia Naturalis auf den fichtenartigen Geruch und die Brennbarkeit. Die Engländer nennen den Bernstein amber, weil man früher der – irrigen – Meinung war, es handele sich um Walfisch-Ambra, einem Stoffwechselprodukt des Pottwales.

    Der Bernsteinhandel kannte seit alters her drei Wege von der Ostsee zum Mittelmeer:

    1. An der Ost- und Nordseeküste entlang rheinaufwärts und rhoneabwärts;

    2. Weichsel und Warthe abwärts durch Pannonien nach Carnuntum, von dort zur Po-Ebene oder nach Dazien (Plinius, Nat. hist. 37) ;

    3. Düna oder Beresina aufwärts, Dnjepr abwärts zum Schwarzen Meer.

    Verwendet wurde der Bernstein als Schmuckstein für Perlen, Anhänger und Einlagen.

  • Blei

    Erste metallische Gegenstände aus Blei in Form von Spinnwirteln, Spulen und Gewichten stammen aus den Jahren um 5000 vor Christus. Blei(-glanz) wurde zum Beispiel in der Eiffel, an der Sieg und Lahn gefördert und diente zur Herstellung von Arzneien, Schminke und Wasserrohren, die zur Römerzeit industriell in standardisierten Maßen gefertigt wurden.

  • Birkenrinde

    wird als Wundverband, Arznei oder zum Gerben benutzt. Das daraus hergestellte Birkenpech war ein Universalklebstoff und Dichtmittel.

  • Bronzegeschirr

    Die Verbreitung des in Ägypten produzierten, koptischen Bronzegeschirrs zeigt das Bild eines Handels von Italien über die Alpenpässe zu den Alamannen und von dort entlang des Rheins bis nach England. Auf diesem Weg wurden auch Tigerschnecken von den Küsten des Indischen Ozeans indische Almandine und Gewürznelken gehandelt. (Schlette, Germanen S. 98)

  • Eisen

    Gefördert wurde Eisenerz z.B. im Schwarzwald bereits vor 2500 Jahren, bei der Verhüttung der Erze kamen sogenannte Rennöfen zum Einsatz. Zum Reduzieren des Erzes wurde Holzkohle benutzt, welche lokal in Meilern hergestellt wurde. Beim Rennprozess entsteht eine eisenreiche Schlacke mit niedrigem Schmelzpunkt, die Metallausbeute ist gering. Der Vorteil des Verfahrens besteht in der niedrigen Arbeitstemperatur von etwa 1100°C, bei der das Metall nicht verflüssigt, sondern als schmiedbarer Feststoff aus dem Ofen gewonnen wird.

  • Feuerstein

    Verwendung als Klinge seit der Steinzeit oder als Schlagstein zum Feuermachen.

  • Glas

    Besteht aus den Bestandteilen Quarzsand, Kalk und Soda. Letzterer Bestandteil stammt aus Lagerstätten in Ägypten oder der Türkei. Glasperlen waren ein beliebter Frauenschmuck oder auch Verzierung an Schwertgehängen. Ortsgebundene Produktion gegeben durch die Verfügbarkeit von Rohstoffen wie im nordfränkischen Gebiet, meist wurde die Produktion in alten, römischen Werkstätten weitergeführt. Fränkisches Glas wurde bis nach Thüringen, England und Skandinavien gehandelt. (Schlette, Germanen S. 98)

  • Gold, Silber, Kupfer, Bronze

    Wurden importiert. Gold wurde allenfalls aus Flüssen gewaschen, gelangte aber im Normalfall in Münzform in das Land. Zum Großteil wurde auch Metallschrott weiterverarbeitet und wieder eingeschmolzen. Immerhin lieferte ein schrottreifer römischer Bronzeeimer Material für etwa 200 Fibeln. Fein- und Goldschmiede waren in der Hauptsache Wanderhandwerker, welche unmittelbar für den Verbraucher produzierten.

  • Haar

    Blonde Haare wurden parallel zu den Feldzügen gegen die Germanen im Römischen Reich populär. Um diesem Schönheitsideal zu entsprechen, färbten und bleichten sich die römischen Frauen ihr Haar nach ägyptischen Rezepten oder trugen blonde Perücken, die aus den Haaren von Germaninnen gefertigt wurden. Eine andere Verwendung fand es, neben Sprunggelenksehnen von Stieren und Hirschen, ölgetränkt als Stricke der Ballistae. Bei der Ballistae handelt es sich um ein Torsionsgeschütz für Steine oder Bolzen, d. h. die bewegende Kraft beruht auf der Anwendung der Torsionselastizität: die Sehnenbündel werden schraubenförmig mit dem Spannbolzen gespannt.

  • Holz

    - Linde: Schnitzereien, Drechselarbeiten, Schildherstellung, Bast um Kränze zu binden, Blätter als Arznei

    - Esche: Bei den Römern Plantagenanbau da Eschenlaub als Viehfutter diente, Holz vor allem zur Waffenherstellung.

    - Eiche: Begehrtes Bauholz und Einsatz als Gerbmittel.

    - Eibe: Vor allem Verwendung im Bogenbau

    - Schwarzdorn: Blüten und Beeren als Heilmittel

    - Haselnuss: Bogenbau, Nüsse als Nahrungsmittel

  • Honig und Bienenwachs

    Honig war bei den Germanen ein beliebtes Genußmittel und für die Herstellung des Mets und von Arzneien unerläßlich. Die Biene lieferte zudem Wachs für z.B. den Bronzegießer und seine Hohlformen, für Kerzen und Wachstafeln (Notizbuch).

  • Leder, Felle und Häute

    Bevorzugt wurden die Felle von Schaf und Reh verarbeitet.

  • Leinen/Flachs

    Zur Fasergewinnung, erst spät auch zur Produktion von Leinöl (Lack) genutzt. Der Anbau von Leinen nahm wichtige Ackerflächen zur Nahrungsmittelproduktion in Anspruch, Leinen war deswegen eine teure Faser.

  • Mühlsteine

    Mühlsteine hoher Qualität aus dem harten Basaltgestein bei Mayen in der Eiffel wurden rheinaufwärts nach Räthien und rheinabwärts bis nach England und Skandinavien vertrieben. Dabei wurde auch ausgenutzt, dass Basalt sich natürlich in sechseckigen Säulen formt.

  • Muscheln

    Panther- und Tigerschnecken, sowie Kaurimuscheln aus dem Roten Meer oder dem Indischen Ozean wurden als Amulett von Frauen am Gürtelgehänge getragen.

  • Schachtelhalm/Zinnkraut

    Enthält eingelagerte Kieselsäurekristalle und wird zum Polieren von Metall oder Holz verwendet.

  • Salz

    Konservierungsmittel und Würze. Dass Salz eine wichtige Rolle gespielt hat, darauf deuten Funde alemannischer und langobardischer Tauschierarbeiten an Stätten der bajuwarischen Salzgewinnung bei Reichenhall und Hallstadt. Salzstraßen zogen sich über weite Strecken durch das Land und um die Salzquellen wurden ganze Schlachten geführt. (Schlette, Germanen S. 54)

  • Seife

    War ein Nebenprodukt der Wollproduktion. Germanische Seife wurde aus Talg, Asche und Pflanzensäften hergestellt und diente unter anderem auch zum rituellen Rotfärben der Haare vor dem Kampf.

  • Sklaven

    Obwohl die Germanen keine Sklaven im antiken Sinn kannten, wurden vor allem Kriegsgefangene und weniger Unfreie an römische Sklavenhändler verkauft. Unfrei war eine Person die in einem wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhältnis zu jemandem stand, etwa wie ein Pächter zu seinem Herrn (Schlette, Germanen S. 34).

  • Vieh

    Gehalten wurden vor allem Rinder, Schafe, Ziegen, Schweine und Pferde. Begehrt waren bei den Römern auch germanische Gänse (nicht zuletzt wegen den Daunen) von denen Plinius berichtet. Fast alle Haustiere besaßen für den Menschen einen zweifachen Wert. Zum einen während ihrer Lebenszeit als Zugtier, Milch- oder Wolllieferant, zum anderen als Fleischlieferant. Alle Tiere lieferten noch Häute, Felle und Leder, auch Knochen und Gehörn wurden genutzt. Außerdem düngten sie die Felder.

  • Waffen

    Es wurde nur eine geringe Anzahl von Waffen und Panzern römischer Produktion entdeckt, was sich durch eine Art Exportverbot erklären lässt (Tacitus, Germania 42). Die wenigen Waffen kamen als Geschenk oder Beute nach Germanien, viele wurden von, im römischen Heer Gedienten mitgebracht.

  • Wein

    Sogar die Wildrebe war den Germanen in ihrer Heimat unbekannt und so übernahmen sie nicht nur den römischen Wein sondern auch gleich seinen Namen (vinum).

  • Wolle

    Zur Herstellung von Filz oder Webstoff, Wolle ist sehr gut färbbar.

  • Zinnober

    Rotes Farbpigment zum Bemalen oder als Schminke. Ausgangsstoff zur Quecksilberherstellung, das für die Feuervergoldung benötigt wird. Zinnober wurde zum Beispiel auf der Iberischen Halbinsel gefördert.

B.H.