Fuho

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Ich bin Fuho, Sohn des Fuho und der Himildrut, Adelsmann im Gefolge des Herzogs Uncelin (1), der von König Childebert (2) eingesetzt wurde im zwölften Jahr seiner Regierung. Zwar haben wir Alamannen von den Franken eingesetzte Herzöge, doch wir können nicht klagen, da unser Herzog starken Einfluss am Hofe des Königs besitzt.

Als der König starb, wechselte Uncelin zur Gefolgschaft von König Theuderich (3) von Burgund über, und so kam es, dass wir in den fränkischen Bruderkrieg zwischen Theuderich und seinem Bruder Theudebert verwickelt wurden. Unser Herzog vermied aber klug den Kampf, indem er den Hausmeier Prodatius von dessen eigenen Soldaten töten ließ. So hat er aber den Zorn der Königin Brunichilde auf sich gezogen, die sehr einflussreich ist am Hof und im Lande der Franken.

Wir Adeligen hier auf den Fildern leben insgesamt von den Großen recht ungestört, denn wir verwalten fernab von den großen Städten am Rhein und in Burgund unser Land. Meine Frau Thordis ist eine echte Fränkin, wild und ungestüm, doch voller Verantwortung für unser ererbtes Land. Sie hält das Gesinde an, alles in Ordnung zu halten. So kann ich oft vom heimischen Herd in die Fremde ziehen, wie an den Königshof von Metz. Dort lernte ich die verfeinerte Lebensart, die die Frankenkönige von den Romanen übernommen hatten, kennen. Auch ließ ich mich dort taufen, weil das für viele meiner Familie und Standesgenossen so üblich ist.

Meine Familie gründete den kleinen Weiler, bei dem wir unseren Hof haben. Er ist günstig am Rande der fruchtbaren Fildern gelegen. Eine alte Römerstraße geht unweit unseres Ortes vorbei, von Portus (4) zum Neckarübergang bei der alten Römerfestung Cannstatt. Der Hof meiner Familie liegt etwas außerhalb unserer Siedlung und ist mit einem starken Zaun umgeben. Zehn Häuser stehen in diesem Gebiet, wobei unser Wohnhaus mit 46 Fuß Länge und 25 Fuß Breite (5) das größte Gebäude ist. Neben diesem liegt unsere stuba (6), in dem man sich an kalten Tagen gut aufwärmen kann. All diese Annehmlichkeiten werde ich wieder genießen, wenn wir, meine Brüder, mein Vater und ich, wieder auf unserem Hof sein werden. Bis dahin reisen wir noch mit unserem guten Herzog. Möge er ewig leben!

Anmerkungen:

  1. lat.: Uncelenus
  2. König Childebert II. (575 – 596)
  3. König Theuderich II. (596 – 613)
  4. Pforzheim
  5. entspricht 13,5 m x 7,5 m. Gerechnet wurde nach dem römischen Fuß von 29,6 cm Länge.
  6. ein beheizbares kleines Haus
  7. Leider war dies Herzog Uncelin nicht beschieden, denn er wurde 607 von Königin Brunichilde gefangen genommen und ein Fuß wurde abgeschlagen. Somit war er nicht mehr wehrfähig und verlor das Herzogsamt. Er wurde seines Besitzes beraubt und auf die niedrigste gesellschaftliche Stufe gestellt