Lebensweise der Alamannen
Die Lebensweise der Alamannen ist uns hauptsächlich durch die Beschreibung ihrer Feinde überliefert, da die Alamannen selbst keine Aufzeichnungen hinterlassen haben. Nachfolgend sind einige Beispiele genannt, die uns ein Bild vermitteln können. Leider handelt es sich dabei nicht um eine sachliche Beschreibung, sondern um eine Interpretation und Bewertung der jeweiligen Betrachter.
Tagesablauf
Gleich nach dem Schlafe, den sie häufig bis in den Tag ausdehnen, waschen sie sich, und zwar öfters warm, da es bei ihnen den größten Teil des Jahres über Winter ist. Danach frühstücken sie, wobei jeder seinen Stuhl und Tisch für sich hat. Dann gehen sie bewaffnet an ihre Geschäfte, ebenso oft aber auch zu Gelagen. Tag und Nacht durchzutrinken ist für niemand eine Schande. (Tacitus, Germania)
Wenn sie sich einmal nicht auf einem Krieg einlassen, verbringen sie nur einen kleinen Teil ihrer Zeit mit Jagden, den größeren jedoch mit Ausruhen, indem sie schlafen und essen. Dabei sind es gerade die Tapfersten und Kriegslustigsten, die überhaupt keinen Finger rühren. Die Sorge für Haus, Hof und Feld bleibt den Frauen, den Alten und allen Schwachen im Haushalt überlassen. Sie selbst leben in stumpfer Trägheit dahin. ... (Tacitus, Germania)
Geselligkeit und Gastfreundschaft
Geselligkeit und Gastfreundschaft pflegt kein anderes Volk eifriger. Einem Menschen, wer es auch sei, kein Obdach zu gewähren, gilt als Sünde. Nach seinem Vermögen bewirtet ein jeder. Sind die Vorräte zu Ende, so vermittelt der bisherige Wirt einen neuen Gastgeber. Sie betreten den nächsten Hof, auch ohne eingeladen zu sein. Doch macht das nichts aus; mit gleicher Herzlichkeit nimmt man sie dort auf... (Tacitus, Germania)
Feiern und Spiele
Von Schaustellungen kennen die Germanen nur eine einzige Art, und bei jeder festlichen Zusammenkunft ist es die gleiche. Nackte Jünglinge, für die das eine Freude und Kurzweil ist, springen zwischen gezückten Schwertern und drohend erhobenen Framen hindurch. ... Dem Würfelspiel huldigen sie merkwürdigerweise in voller Nüchternheit, als wenn es sich um ein ernsthaftes Geschäft handelte. Dabei sind sie in bezug auf Gewinn oder Verlust von einer so blinden Leidenschaft besessen, dass sie, wenn sie alles andere verspielt haben, mit dem letzten entscheidenden Wurfe um ihre Freiheit und um ihre eigene Person kämpfen. Wer verliert, geht willig in die Knechtschaft; ... (Tacitus, Germania)
Die Feindschaften des Vaters oder eines Blutsverwandten muss der Erbe ebenso mit übernehmen wie die Freundschaften. Doch bestehen die Fehden nicht unversöhnlich fort; denn sogar Totschlag kann mit einer bestimmten Anzahl Groß- und Kleinvieh gesühnt werden, und die gesamte Sippe nimmt die Buße an... (Tacitus, Germania)
Kälte und Klima
So fest und hart wird das sonst fließende Wasser, dass es nicht nur den Hufen der Pferde und den Füßen der Menschen standhält; auch wenn jemand schöpfen will, bringt er dafür nicht Krüge oder Gefäße, sondern Beile und Hacken, um das Wasser herauszuschlagen, ohne ein Hilfsmittel aufzuheben und wegzutragen wie einen Stein. So also sind die Flüsse beschaffen. (Herodianus S.15, Z. 40-46)
Sie (die Germanen) sind auch geübt zu schwimmen, da sie ja als einziges Bad die Flüsse haben. (Herodianus S.17, Z. 13-19)
Hygiene
Zur Hygiene übernahmen die Germanen das Toilettebesteck von den Römern. Das Hygieneset bestand aus mehreren Teilen. Es war wie ein Schlüsselanhänger an einem Ring befestigt und konnte leicht transportiert werden. Üblich war eine Pinzette, ein Ohrlöffelchen und ein Nagelreiniger. (CPR)