Siedlungsweise

  • Modell alamannisches Gehöft
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Typisch sind Hofanlagen mit Haupthaus, Speicherbauten und Grubenhäusern, von einer Palisade umgeben (z.B. Sontheim, Kr. Heidenheim). Manchmal waren mehrere Gehöfte zu kleinen Weilern oder Dörfern zusammengeschlossen (z.B. Lauchheim) Daneben existierten zumindest zeitweise befestigte Höhensitze (z.B. Runder Berg bei Urach oder Zähringer Burgberg bei Freiburg), wo offenbar Gaufürsten (reguli) mit Gefolge und Handwerkern wohnten. Das bewirtschaftete Land von ehemaligen römische villae wurde gerne übernommen, die Hausruinen aber meist gemieden (z.B. villae rustica in Hechingen-Stein).

Sehr leicht nämlich verbreitet sich das Feuer über die Städte, die sie (die Germanen) bewohnen, und überhaupt über alle Behausungen. Denn an Steinen und gebrannten Ziegeln ist bei ihnen Mangel, aber Wälder voller Bäume gibt es, daher sie Holz die Hülle und Fülle haben, und dies fügen sie zusammen, bearbeiten es und schlagen so ihre Hütten auf. (Herodianus, S.16, Z. 18-19)

Haus und Hof der Alamannen

Die Gebäude

Ein alamannischer Hof ist eine, von einem Zaun umgebene, Ansammlung mehrerer sich funktional ergänzender Gebäude. Neben dem eigentlichen Wohnhaus, viereckig, einräumig und mit offenem Dachstuhl, gab es die „Stuba“, ein beheizbares kleineres Nebengebäude, das als Badehaus interpretiert werden kann, weitere kleinere Nebengebäude, so genannte Grubenhäuser, die in den Boden eingetieft als Arbeits- oder Handwerksräume genutzt wurden und diverse Ställe, Scheuer Vorratshäuser und Kornspeicher. Kurzum ein umzäuntes Mehrhausgehöft.

Aus den Befunden sind häufig ein oder zweischiffige Hallenhäuser, von vier bis sieben Meter Breite und acht bis zehn Meter Länge, in Firstsäulen-Bauweise (der Dachfirst wird senkrecht durch Säulen abgestützt) mit geraden Wänden bekannt. Die Hallenhäuser sind durch Pfostenreihen meist in zwei gleich Große Räume geteilt. Die Innenaufteilung ist aber, wohl erhaltungsbedingt, nicht immer anhand von Pfostenlöchern zu erkennen. Vereinzelt kann auch ein „Wohnstallhaus“ nachgewiesen werden, was eine Aufteilung in getrennte Stall- und Wohnbereiche wahrscheinlich macht. Diese Wohnbauten werden von Grubenhäusern ergänzt.

Die Grubenhäuser haben eine Fläche von ungefähr 8m², sind ca. einen Meter eingetieft und über zwei bis acht stehende Pfosten konstruiert. Häufig finden sich Spuren von großen irdenen Vorratsgefäßen, Standspuren oder Gewichte von Webrahmen in ihnen, was die Nutzung als Handwerks- oder Vorratsräume bestätigt. Richtige Kellerräume, von bis zu 2.3m Tiefe, mit Resten von Nahrungsmittelvorräten, sind erst ab dem 8./9.Jh belegt.

Weitere, nicht eingetiefte Nebengebäude wurden als Getreide- oder Heuspeicher verwendet. Ihre Gebäudefläche ist kleiner als 50m². Typische Formen sind runde oder sechseckige Bauten, von 3,5 bis vier Meter Durchmesser.

Alamannische Bauten waren üblicherweise aus Holz, daher müssen die Häuser wohl alle 30- 50 Jahre erneuert werden. Ein generationsweiser Neubau der Gebäude ist wahrscheinlich. Da es, bei ausreichend freiem Bauland, einfacher ist, neben den Ruinen des alten Hauses ein neues zu bauen, ohne vorher den Altbau abtragen zu müssen, „wanderten“ die alamannischen Höfe, wie bis zum hohen Mittelalter in ganz Mitteleuropa üblich.

Lage und Ausdehnung

Die alamannischen Einzelhöfe lagen anfangs locker gestreut beieinander und ballen sich erst später bis hin zu dorfähnlichen Strukturen. Die Fläche eines solchen Hofes betrug zwischen 1000 und 2000 m², doch sind auch Einzelfälle von bis zu 4000 m² bekannt.

Für den Südwestdeutschen Raum errechnet sich unter Heranziehung der bekannten Siedlungen und Gräberfelder (wenn man davon ausgeht, dass zu jedem Gräberfeld auch mindestens eine Siedlung gehört) eine durchschnittliche Distanz von 0,6 bis 1,2 km zwischen den einzelnen Siedlungsplätzen.

Die Platzwahl wurde sicherlich vom Zugang zu Frischwasser beeinflusst. Brunnen mit Stein oder Holzausschachtung sind für den alamannischen Raum erst ab dem 7.Jh. belegt. Auch die Qualität des Ackerlandes, der leichte Zugang zu Rohstoffvorkommen und dem römischen Straßennetz etc. sind ausschlaggebend.

Daher finden sich die alamannischen Höfe oft in der Nähe alter römischer Siedlungsplätze oder gar auf diesen. Belege für die direkte Übernahme römischer Villenplätze sind Reparaturen oder Veränderungen an römischer Bausubstanz, in typisch alamannischer Art, z.B. Holzeinbauten in römischer Mauern, oder Ausbesserungen an diesen in Trockenmauerwerk. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Fundstelle Burgsteig bei Wurmlingen. Die römische Villa wurde um 260 n.Chr. von einwandernden Alamannen übernommen, die in oder zwischen die römischen Gebäude ihre Pfostenkonstruktionen und Grubenhäuser setzten. So findet sich im ehemaligen römischen Wirtschaftsgebäude, auf einer Schicht römischer Ziegeltrümmer, eine Schicht die mit alamannsichen Hinterlassenschaften der Bronzeverarbeitung durchsetzt ist. Erst darüber liegen die Reste der zerfallenen Mauer des Gebäudes. Auch in das ehemalige Badehaus wurde ein zweischiffiger alamannischer Holzbau gestellt, wohl weil die Mauern noch brauchbar waren.

Michael Seiz

Verwendete Literatur:

  • Bücker, Ch., Hoeper, M., Höneisen, M. u. Schmaedecke, M. 1997. Hof Weiler Dorf. In: Karlheinz Fuchs (Hg.), Die Alamannen, Begleitband zur Ausstellung „Die Alamannen“. Stuttgart: Theis. S. 311-322.
  • Fingerlin, G. 1997. Siedlungen und Siedlungstypen. In: Karlheinz Fuchs (Hg.), Die Alamannen, Begleitband zur Ausstellung „Die Alamannen“. Stuttgart: Theis. S. 125-133.
  • Siegmund, F. 2000. Alemannen und Franken. In: Heinrich Beck (Hg.) Reallexikon der germanischen Altertumskunde; Ergänzungsbände 23. Berlin/New York: de Gruyter. S. 243-252.